Reisevertrieb

Unister: „Kein Deal mit der Justiz“

Bald vor Gericht? Unister-Chef Thomas Wagner durchlebt schwere Zeiten.

Bald vor Gericht? Unister-Chef Thomas Wagner durchlebt schwere Zeiten.<br>Foto: Unister

Rund zwei Jahre nach der Anklage durch die Dresdner Staatsanwaltschaft steht das Landgericht Leipzig kurz vor der Entscheidung über einen möglichen Prozess gegen führende Manager von Unister. Dies berichtet das „Manager Magazin“ und beruft sich dabei auf ein Gerichtsprotokoll, das dem Magazin vorliegen soll.

In dem anstehenden Verfahren geht es den Angaben zufolge um den Vorwurf des unerlaubten Vertriebs von Versicherungen – und damit um die Hinterziehung von Versicherungssteuer. Der Beginn der Hauptverhandlung sei für Mitte April geplant, zitiert das Magazin aus dem Gerichtsprotokoll. Dem Dokument zufolge sind 22 Prozesstage angesetzt, der letzte kurz vor Weihnachten.

Im Mittelpunkt des Prozesses dürfte der Gründer und Chef von Unister, Thomas Wagner, stehen. Der durchlebt momentan ohnehin schwere Zeiten.

So verlief die bisherige Suche nach Investoren für die Reisesparte Unister Travel erfolglos. Zudem verliert Wagner mit Boris Raoul in Kürze seinen bisherigen Touristikchef, der Unister Travel in den vergangenen zwei Jahren zwar nicht gänzlich vom Schmuddel-Image befreien, aber immerhin wieder salonfähig machen konnte.

Schon seit vergangenem Jahr muss Wagner ohne die früheren Holding-Geschäftsführer Peter Zimmermann und Andreas Prokop auskommen, hinzu kommt der anhaltende Zwist mit dem Unister-Mitgründer Daniel Kirchhof. Auch der ist von den Dresdner Staatsanwälten angeklagt.

Laut Manager Magazin werden die Leipziger Richter der Anklage nicht in allen Punkten folgen. So fehle für den „Tatvorwurf der strafbaren Werbung momentan ein hinreichender Tatverdacht“, heißt es. Als mögliches Strafmaß sei eine Freiheitsstrafe auf Bewährung inklusive Geldstrafe im Gespräch.

Aus Sicht von Unister ist dies Unsinn. „Es sei keine Freiheitsstrafe realistisch absehbar“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Man begleite die seit Anfang 2014 laufende „Zulassungsprüfung einer Anklage gegen fünf Personen aus dem Umfeld der Unternehmensgruppe mit Respekt und unter dem Gebot größter Vertraulichkeit“.

Den Bericht des Manager Magazins bezeichnet Unister „als zum Teil irreführend“. So sei Unister-Gründer Wagner nicht bereit, zur Vermeidung eines Hauptverfahrens eine Bewährungsstrafe einzugehen. Auf einen entsprechenden Deal werde er sich nicht einlassen.

Unister beziffert die Schäden durch die Ermittlungen auf eine zweistellige Millionenhöhe. Sie hätten zahlreiche Geschäftsabschlüsse und Partnerschaften negativ beeinflusst oder gar verhindert. Auch die jüngst beschlossene Aufgabe der Neubaupläne für eine Firmenzentrale in Leipzig sei eine Konsequenz dieses Verfahrens. Über Schadensersatzansprüche soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, heißt es vom Unternehmen.