Reisevertrieb

Kommentar: „Ein großartiges Zeichen der Reisebüros!“

Foto: Makhbubakhon Ismatova/istockphoto

Matthias Gürtler, Chefredakteur von touristik aktuell. Foto: ta

Fast 50.000 Klicks auf der ta-Homepage, über 4.000 Likes auf Facebook, 800 Likes auf Instagram und eine Bildergalerie, die in den sozialen Netzwerken mehr als 1.000 mal geteilt wurde: Die Berichterstattung von touristik aktuell über die bundesweiten Demos von Reisebüros ist auf eine gigantische Reaktion gestoßen.

Darauf sind wir sehr stolz – und gleichzeitig schwer betroffen. Denn diese Resonanz zeigt, wie dramatisch die Lage ist: Leider hat die Politik immer noch nicht begriffen, dass die Tourismusbranche von der aktuellen Krise am härtesten getroffen ist.
Denn den Reisebüros gehen nicht – wie etwa den Gaststätten und Hotels – nur die Einnahmen aus der Zeit des Shutdowns verloren. Sie haben vielmehr auch viele Monate vor dem Ausbruch des Corona-Virus umsonst gearbeitet: Für nahezu alle vorab gebuchten Reisen erhalten sie keinen Lohn, stattdessen fällt durch die unzähligen Stornos einmal mehr ein Berg unbezahlter Mehrarbeit an.

Und auch nach dem Ende des Shutdowns droht der Branche eine lange Flaute: Selbst wenn die weltweite Reisewarnung Mitte Juni gelockert werden sollte, dauert es Wochen und Monate, bis es wieder stabile Flugverbindungen gibt. Und dann steht da noch die Frage nach der Quarantäne im Raum: So lange Bundesbürger nach einer Auslandsreise für zwei Wochen in die eigenen  vier Wände verbannt werden, wird es keinen Tourismus geben.

Für die Bundesregierung gibt es deshalb keine Alternative zu einem speziellen Rettungsfonds für Reisebüros. Sollte er nicht kommen, gehen in den nächsten Wochen tausende Reisebüros in die Insolvenz – und mit ihnen zig-tausende Angestellte. Deren Arbeitslosengeld ist mittelfristig deutlich teurer als eine Soforthilfe. Das gilt auch dann, wenn diese Soforthilfe als Zuschuss und nicht als Kredit ausgezahlt wird. Es muss ein Zuschuss sein, darüber ist nicht zu diskutieren.

Insofern war es ein großartiges Zeichen, wie einig sich die Büros bundesweit sind, wie sie für ihr Überleben kämpfen und in mehr als 40 Städten „Gesicht“ gezeigt haben. Jetzt kommt es aber auch auf die Verbände an, die ihre Netzwerke und PR-Erfahrung nutzen sollten, damit die Botschaft der Demos auch in der Politik und bei Endverbrauchermedien ankommt.

Dass es daran noch hapert, bewies unter anderem die Tagesschau am Tag der Demos: Sie berichtete zwar von den bundesweiten Aktionen, sprach aber von Veranstaltern statt von Reisebüros. Das war für viele Reiseverkäufer ein schwerer Schock: Auch wenn vielerorts kleinere Reiseveranstalter dabei waren, war es doch eine Aktion der Reisebüros.

Immerhin machten anschließend die Tagesthemen einiges gut. Im dortigen großen Bericht kam unter anderem Torsten Höber vom Reisebüro Pass in Benrath ausführlich zu Wort, gefilmt wurde nicht nur auf der Demo, sondern auch im Reisebüro. Und der Reiseverkäufer fand genau die richtigen Worte. Klasse, Herr Höber!

Auch sonst war die Resonanz in den Medien beachtlich, vor allem regional. Der Auftritt vom 29. April hat sich also gelohnt. Ein Lob den Initiatoren!

Auch deshalb gilt aufgeben gilt nicht! Es geht ums Ganze. Bleiben Sie dran! Halten Sie durch! #reisebüro #gemeinsamsindwirstark.

Matthias Gürtler