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Protest in Berlin: Touristiker zeigen Flagge

Kundgebung an markantem Ort: Rund 200 Touristiker versammelten sich heute am Brandenburger Tor in Berlin

Kundgebung an markantem Ort: Rund 200 Touristiker versammelten sich heute am Brandenburger Tor in Berlin. Foto: privat

Seine Rede überzeugte viele Touristiker: FDP-Bundestagsabgeordneter Marcel Klinge

Seine Rede überzeugte viele Touristiker: FDP-Bundestagsabgeordneter Marcel Klinge. Foto: FDP

Knapp 200 Touristiker haben sich heute am Brandenburger Tor in Berlin versammelt, um unter dem Motto „Reisen – aber sicher!“ für eine dringend nötige Öffnungsperspektive für die Touristikbranche zu demonstrieren. Die Kundgebung wurde von dem Aktionsbündnis „Wir alle sind Touristik – Gemeinsam sind wir stark!“ organisiert. Laut Veranstalter brachten auch 20 Reisebusse, die aus ganz Deutschland angereist waren, Teilnehmer zur Kundgebung.

Die Stimmung bei dem Event kam einem Gefühlsbad gleich. Petra Dyk vom Reisebüro am Rathaus Lichtenberg in Berlin und Mitorganisatorin der Kundgebung beschreibt die Atmosphäre im Gespräch mit touristik aktuell folgendermaßen: „In vielen Momenten war die Stimmung toll, dann auch wieder sehr nachdenklich.“ Für die immer wieder aufgekommene Niedergeschlagenheit der Teilnehmer sorgte nicht zuletzt der seit gestern kursierende Beschlussentwurf des Kanzleramts, der einen Quarantänezwang für alle Reiserückkehrer vorsieht. „Diese Neuigkeit hat reingehauen und für Aufruhr gesorgt“, so Dyk.

Quarantänezwang verhindern

Doch es gibt noch Hoffnung. Unter den Rednern war unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder, der auch Mitglied im Tourismusausschuss ist. Er versprach den Teilnehmern, dass man alles versuchen werde, um den geplanten Quarantänezwang für die Reiserückkehrer noch zu verhindern.

Neben vielen Reisebüros waren auch weitere Touristiker vor Ort in Berlin – darunter Robert Hippmann, Verkaufsleiter der H10-Hotels in Deutschland. Sein Eindruck: „Es war eine tolle Veranstaltung.“ Allerdings sei es traurig gewesen, dass die Teilnehmerzahl nicht besonders groß gewesen sei. „Heute wäre der Tag gewesen, wo wir als Branche Zusammenhalt hätten zeigen müssen“, resümiert Hippmann.

Von den teilnehmenden Politikern konnte laut Mitorganisator Jörg Franzen vom Reisebüro Reise Franzen aus Überherrn besonders der Bundestagsabgeordnete Marcel Klinge (FDP) überzeugen. In seiner Rede sagte er: „Reisen ist sicher, das ist mir heute besonders wichtig zu sagen. Ihre Branche hat sich alle Gedanken der Welt und schon lange ihre Hausaufgaben gemacht.“ Trotzdem werde der Tourismus auch in der aktuellen Beschlussvorlage zur Ministerpräsidentenkonferenz nicht unterstützt. „Reisen wird weiter schlecht gesprochen, obwohl das Robert-Koch-Institut das klar widerlegt hat“, so Klinge.

Überbrückungshilfe IV?

Klinge forderte mehr Impftests und ein beschleunigtes Impfverfahren. Auch im Hinblick auf die Hilfen fand Klinge deutliche Worte: „Wir sind zwar schon ein Stück vorangekommen, aber wir müssen jetzt den nächsten Schritt machen und schnell die Überbrückungshilfe IV auf den Weg bringen.“ Er forderte Hilfen, die über den 1. Juli hinausgehen. „Da muss endlich auch der Unternehmerlohn drin sein. Viele von Ihnen arbeiten seit einem Jahr für nichts und haben die Altersvorsorge aufgebraucht. Der Unternehmerlohn ist auch eine Frage der Wertschätzung und des Respekts“, so Klinge auf der Bühne.

Ein wichtiger Politikvertreter fehlte allerdings auf der Kundgebung: Thomas Bareiß, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, ließ sich laut der Organisatoren von seinem Büroleiter kurz vor Veranstaltungsbeginn entschuldigen. Ihm sei ein Termin dazwischengekommen.

Dafür kam am Schluss der Kundgebung FDP-Chef Christian Lindner auf die Rednerbühne. Er konnte unter anderem die Reiseverkäuferin Rita Henke vom Reisebüro Donaustauf in Donaustauf überzeugen: „Lindner war super. Er forderte auch Öffnungsperspektiven. Die Politik könne so nicht weiter vorgehen, sagte er.“ Diesen Worten konnte sich Reisebüro-Inhaberin Petra Dyk nur anschließen: „Die Politik muss endlich einen Plan für unsere Branche vorlegen.“

Arne Hübner
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