Reisevertrieb

Preissteigerung: Urlauber werden trotzdem reisen

Trotz hoher Preise sind die Menschen weiterhin in Urlaubsstimmung. Foto: petrenkod/istockphoto

Trotz starker Preissteigerungen im täglichen Leben sorgt der Corona-bedingte Nachholeffekt für starke Buchungen. Doch es gibt Signale, dass sich die Lage ändern könnte. Das Institut Civey meldet, 18 Prozent der Deutschen planen wegen der Inflation einen billigeren oder kürzeren Urlaub. Die Agentur Shapefruit sieht im Tourismus einen verstärkten „Trend zum Sparen“. Daraus hat sie verschiedene Zukunftsthesen abgeleitet. touristik aktuell hat einige davon Veranstalterexperten zur Diskussion vorgelegt.

Eine dieser Thesen besagt, dass Menschen sich nach Sicherheit sehnen. Davon profitierten auch aufgrund hoher Kerosinpreise Ziele wie Deutschland. Ferndestinationen würden künftig schwächer nachgefragt. Steffen Boehnke sieht das differenzierter. Laut dem TUI-Produktchef für Sun & Beach sind nicht alle fernen Länder von Preissteigerungen betroffen. Für Thailand oder die USA etwa gäbe es Nachholbedarf. Zudem würden die Malediven und die Dominikanische Republik weiter profitieren.

Keine wesentlichen Preiserhöhungen

Dertour-Produktchef Sven Schikarsky weiß: „Über 60 Prozent der Winterbuchungen entfallen aktuell auf die Fernstrecke. Der Wintertrend zu Sonnenzielen auf der Mittel- und Fernstrecke wird anhalten.“ Außerdem gebe es bei DER Touristik zum Winter keine wesentlichen Preiserhöhungen. Der Konzern habe Hotel- und Flugkapazitäten vor Monaten zu damaligen Preisen eingekauft und sei so im Schnitt günstiger als Buchungsportale, da diese die zum Buchungszeitpunkt aktuellen Preise verlangten.

Alltours-Chef Willi Verhuven erwartet ein deutliches Buchungsplus für alle Ziele, insbesondere bei den Fernreisen. FTI-Geschäftsführer Ralph Schiller kennt zwar den Wunsch nach mehr Sicherheit, weiß aber auch, dass Kunden dem Alltag entfliehen möchten. Sicherheit bedeute nicht zwangsläufig Deutschland-Urlaub, sagt er. „Tatsächlich flacht die Nachfrage im eigenen Land nach sehr vielen außergewöhnlich guten Jahren wieder etwas ab“, so seine Beobachtung. Dafür seien etwa Ägypten, der Orient und der Indische Ozean stark gefragt.

Kollege Andreas Rüttgers, Touristikchef von Schauinsland-Reisen, glaubt ebenfalls nicht, dass das Interesse an Fernzielen schwindet. „Urlauber müssen sich in jeder Situation auf die Dienstleister verlassen können, sowohl bei Reisen innerhalb Europas als auch bei Fernreisen.“

Weitere Zukunftsthesen bezüglich des Haupturlaubs und der Wichtigkeit von Last Minute sowie die Einschätzungen der Touristikexperten lesen Sie in der frisch erschienenen Ausgabe von touristik aktuell.

Arne Hübner
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