Reisevertrieb

Reisebüros: Wie wichtig ist Last Minute?

Das Last-Minute-Geschäft spielt für viele Reisebüros keine große Rolle mehr. Foto: nito100 / iStockphoto

Das Last-Minute-Geschäft spielt für viele Reisebüros keine große Rolle mehr. Foto: nito100 / iStockphoto

Aufgrund der starken Umsätze zum Jahresbeginn sehen viele Reisebüros dem Sommer relativ entspannt entgegen. Dennoch würde ein ordentlicher Last-Minute-Schwung der Branche nicht schaden. touristik aktuell hat bei Reiseverkäufern nachgefragt, wie wichtig ihnen das Spätbucher-Geschäft noch ist.

Holger Crone vom Reisecenter Leikauf in Lauf ist mit den bisherigen Umsätzen „mehr als zufrieden“. Jedoch sei die Pax-Zahl im Gegensatz zu den Umsatzzahlen von 2019 noch rückläufig. „Daher denke ich, dass es auch dieses Jahr kurzfristig eine starke Nachfrage geben wird. Fraglich ist, ob diese dann auch bedienbar sein wird, da die Reisepreise sicherlich nicht mehr sinken werden.“ Laut Crone verstünden Kunden unter Last Minute und kurzfristigen Buchungen deutlich preisreduzierte Reisen – die werde es wohl aber nicht geben.

Kunden zu Frühbuchern erzogen

Kerstin Hofbauer meint zu dem Thema: „Ich habe meine Kunden über die Jahre zu absoluten Frühbuchern ‚erzogen‘. Da ich auf Familienurlaub spezialisiert bin und meine Kunden zu 80 Prozent auf die Schulferien angewiesen sind, hat man eigentlich gar keine andere Wahl, wenn man eine gute Auswahl zu einem akzeptablen Preis haben möchte.“ Für die mobile Beraterin von der Solamento-Reiseagentur in München war die „Kundenerziehung“ auch in diesem Jahr der Schlüssel zum Erfolg.

So sei die Nachfrage bei ihr riesig gewesen. „Die Umsätze liegen weit über denen von 2019, was aber natürlich auch an den gestiegenen Reisepreisen liegt.“ Hofbauer rechnet nicht mit einem starken Last-Minute-Geschäft. Es gebe zwar vereinzelt Anfragen, aber diese scheiterten oft am Preis. „Ich habe auch ein Problem, eine Reise guten Gewissens zu empfehlen, die bei exakt gleichen Leistungen nachweislich vor sechs Monaten noch 30 bis 40 Prozent weniger gekostet hat“, so die Reise-Expertin.

Gibt noch bezahlbare Kapazitäten bei Schiffsreisen

Auch Laura Brokamp vom Reisebüro Reiseart in Münster setzt nicht auf ein starkes Last-Minute-Geschäft. Ähnlich wie Hofbauer meint sie: „Wir animieren unsere Kunden seit Monaten dazu frühzeitig zu buchen, da sowohl die Preise steigen als auch die Kapazitäten eng werden.“ Wenn doch noch jemand „in letzter Minute“ weg möchte, empfiehlt sie: „Gute und bezahlbare Kapazitäten gibt es aktuell noch auf dem Schiff, sowohl Hochsee- als auch Flusskreuzfahrten, sowie in Nordafrika und Osteuropa. Die Reedereien locken gerade mit verschiedenen Angeboten, die für unsere Last-Minute-Kunden wirklich attraktiv sind.“

Arne Hübner
Anzeige