Reisevertrieb

Schlussabrechnung: Frist wird verlängert

Gut für Reisebüros: Die Frist für die Schlussabrechnung zur Überbrückungshilfe wird verlängert. Foto: Imagesines/istockphoto

Gut für Reisebüros: Die Frist für die Schlussabrechnung zur Überbrückungshilfe wird verlängert. Foto: Imagesines/istockphoto

Die Frist für die Einreichung der Schlussabrechnung zur Überbrückungshilfe wird um sechs Monate verlängert. Das hat das Bundeswirtschaftsministerium gegenüber touristik aktuell bestätigt. Die Verlängerung sei bereits mit den Ländern abgesprochen und auch an die Steuerberaterkammern kommuniziert worden. In den kommenden Tagen sollen die FAQ und die Überbrückungshilfe-Website angepasst werden. 

Die Entscheidung dürfte für Aufatmen vor allem bei Reisebüro-Inhabern sorgen. Diese hatten in den vergangenen Wochen mit Hochdruck sämtliche Belege gesammelt, in einem PDF zusammengefügt und an ihre prüfenden Dritten übermittelt.

Immenser Zeitaufwand

Nicht nur für die Fixkosten mussten sämtliche Einzelbelege mit Kontoauszug hochgeladen werden, sondern auch von den entgangenen Provisionen. Für diesen Nachweis mussten Buchungsbestätigung, Stornierungsbestätigung sowie die Provisionsabrechnung eingereicht werden.

Wie hoch der zeitliche Aufwand pro Vorgang war, skizziert Heidi Kosow vom Reisebüro Calypso in Berlin. Mindestens fünf Minuten brauchen sie und ihre Kollegen pro Vorgang. „In einem Fall haben wir sogar 13 Minuten benötigt – und das in Zeiten von Personalmangel, Flug-Chaos und Corona.“

Auch Steuerexperten hatten die kurze Frist stets kritisiert. „In sechs Monaten Prognosen zu korrigieren, alles nachzuarbeiten und zu überprüfen, was in den 25 Fördermonaten zuvor passiert ist, ist schlichtweg kaum leistbar, weder von Mandanten noch von Seiten des prüfenden Dritten“, sagt Sören Schlosser von Travel Agency Accounting (TAA).

Steuerberater haben Personal aufgestockt

Er verweist zudem darauf, dass Steuerberater derzeit eigentlich neben den Schlussabrechnungen auch den Themenkomplex Grundsteuer und Jahresbilanzen bearbeiten müssten. „Wir haben unsere Personalressourcen für die Ausarbeitung der Antragsgrundlagen und Erfassung verdreifacht“, fügt Christian Heil von Taxolution hinzu.

Auch wenn die Frist – bislang war sie auf den 31. Dezember 2022 terminiert – nun bis zum 30. Juni 2023 verlängert wurde, so raten die Experten ihren Mandanten, die Vorbereitungen für die Schlussabrechnungen konsequent voranzutreiben. „Da gegen Ende des Jahres die neue Buchungssaison ansteht, ist dann wieder nicht mit personellen Ressourcen zu rechnen“, sagt Heil. „Ein ewiges Aufschieben erledigt die Sache nicht irgendwann von selbst.“

Und eine Schlussabrechnung ist zwingend nötig. „Laut den FAQ ist man zur Abgabe einer Schlussabrechnung verpflichtet“, sagt Schlosser. „Schließlich haben die Unternehmen ja auch zwei Jahre lang Geld erhalten.“ Werde keine Schlussabrechnung eingereicht, stellt sich die Frage, ob dies gegebenenfalls nicht sogar als Subventionsbetrug ausgelegt werden könne.

VUSR fordert Bürokratie-Abbau

Der Reisebüro-Verband VUSR reagierte prompt auf die Ankündigung und begrüßt die Verlängerung. „Dass die Bundesregierung sich an dieser Stelle bewegt, ist eine sehr gute Nachricht für die Reisebüros, weil ihnen jetzt mehr Zeit bleibt, die wichtige Abrechnung mit der notwendigen Sorgfalt und ohne Druck zu erledigen“, sagt VUSR-Chefin Marija Linnhoff. Dafür habe man in den vergangenen Wochen gekämpft.

Linnhoff rief in diesem Zusammenhang erneut dazu auf, die Bürokratie gerade für kleine Unternehmen zu reduzieren. An den Reisebüros sei gerade in den vergangenen Wochen im Zuge des Flug-Chaos erneut viel Mehrarbeit hängengeblieben, sagt Linnhoff. Daher sei dieses „kurzfristige Entlastungssignal aus Berlin“ sehr wichtig. Viele hätten den Wert und die Professionalität der Reisebüros in den vergangenen Wochen weiter schätzen gelernt. Aus diesem Grund müsse das Thema Bürokratie langfristig auf die Agenda. 

Aus den Schwierigkeiten und Fallstricken der Corona-Hilfen müsse man jetzt die richtigen Schlüsse ziehen, um für künftige Krisen gewappnet zu sein, sagt sie.

Ute Fiedler
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