Reisevertrieb

Pauschalreiserichtlinie: Verbände kritisieren Novellierungsentwurf 

Durch die Novellierung erwarten Touristiker einen „Wettbewerbsnachteil“ für die klassische Pauschalreise. Foto: Morsa Images/istockphoto 

Durch die Novellierung erwarten Touristiker einen „Wettbewerbsnachteil“ für die klassische Pauschalreise. Foto: Morsa Images/istockphoto 

Die deutsche Outgoing-Touristik schaut mit großer Sorge auf die Novellierung der Pauschalreiserichtlinie. So erklärte kürzlich etwa Schmetterling-Geschäftsführer Ömer Karaca: „Mit der Novellierung könnte Brüssel die Branche auf den Kopf stellen.“ Nun wurde der erste Entwurf von der EU-Kommission vorgestellt. Die Reaktionen der deutschen Branchenverbände sind negativ.  

Nach der Präsentation forderte der Reisebüro-Verband VUSR weiterhin eine Absicherung von Einzelleistungen. Die regulierte Pauschalreise biete Kunden zwar einen komfortablen Vollkaskoschutz, der aber auch bezahlt werden müsse. Gleichzeitig könnten Reisewillige auf „bestimmten Plattformen“ weiter Einzelleistungen vollständig ohne Absicherung buchen. 

Laut VUSR wird die Existenz der Reisebüros gefährdet 

Da die neue Pauschalreiserichtlinie laut VUSR hier keine Anpassung vorsieht, zementiere man damit einen „unfairen Wettbewerbsvorteil“ und öffne in Zeiten knapper Kundenbudgets den Weg zur Abwanderung in ein schlecht abgesichertes Produkt. Gleichzeitig gefährde man die Existenz der Reisebüros. 

Verbandschefin Marija Linnhoff sieht massiven Handlungsbedarf: „Dass die EU-Kommission im Entwurf die Absicherung der Einzelleistungen nicht in Angriff nimmt, ist ein großer Fehler. Damit sorgt man nicht für mehr Verbraucherschutz, sondern für weniger.“ Die gut abgesicherte Pauschalreise stehe damit in schwierigen Zeiten in einem unfairen Wettbewerb mit einzelnen Bausteinen, die über keine Absicherung verfügen. 

Das sei im Hinblick auf den Verbraucherschutz und die Existenzfähigkeit der Reisebüros sowie der Veranstalter, die auf die verbraucherfreundliche Pauschalreise spezialisiert sind, schlecht. Linnhoff fordert: „Die Bundesregierung muss auf europäischer Ebene Druck machen." 

Die Reisebüro-Lobbyistin wagt einen Ausblick: „Sollte es dabeibleiben, dass Einzelleistungen nicht abgesichert werden müssen, bleibt der Wettbewerbsvorteil für Portale bestehen und große Reiseveranstalter werden mit dem Anbieten von Einzelleistungen nachziehen.“ Dann sei der Schritt für den Verkauf beziehungsweise für die Vermittlung von Einzelleistungen keine Provisionen mehr zu zahlen, analog zu den Flügen, nicht mehr weit und es drohe unter Umständen die Abschaffung des Handelsvertreterstatus. 

DRV: EU-Kommission verfehlt die eigenen Ziele 

Auch der DRV zeigt sich mit dem Entwurf weitgehend unzufrieden. Laut Branchenverband wird das ursprüngliche Ziel der Kommission, Verbraucher besser abzusichern, verfehlt. „Bereits heute ist die Pauschalreise das verbraucherfreundlichste und am besten abgesicherte Reiseprodukt im Markt. Ziel einer Regulierung müsste es daher sein, auch die vielen anderen Reiseformen auf ein ähnliches Schutzniveau zu bringen. Das wäre gut für die Verbraucher und gut für die Wettbewerbsgerechtigkeit. Beides gelingt der EU-Kommission mit dem vorgelegten Entwurf nicht“, heißt es vom DRV. 

Mit dem Entwurf werden laut dem Verband einseitig die Pflichten von Reiseveranstaltern und Vermittlern verschärft und die Pauschalreise damit verteuert. In Folge der geplanten Veränderungen drohe eine Erhöhung der hohen Kosten für die Insolvenzabsicherung. Damit wiederum steige die Attraktivität der vermeintlich günstigeren, aber ungeschützten Reiseformen. 

Wie geht es nun weiter? Vom Branchenverband heißt es dazu: „Der DRV wird mit der Bundesregierung im EU-Rat und im Austausch mit den Parlamentariern im Europäischen Parlament und im Bundestag alles daransetzen, diesen Entwurf zu verbessern.“ 

Arne Hübner
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