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L’Tur auf der Reeperbahn: Große Trauer um Maryam Komeyli

Sie waren ein eingespieltes Team: Maryam Komeyli und Karim Adnane. Jetzt ist Komeyli im Alter von 61 Jahren gestorben

Sie waren ein eingespieltes Team: Maryam Komeyli und Karim Adnane. Jetzt ist Komeyli im Alter von 61 Jahren gestorben. Foto: L‘Tur

Es war ihre kleine Ponderosa. So nannte Maryam Komeyli ihre rosafarbene L’Tur-Agentur auf der Hamburger Reeperbahn. „Draußen tobt der Wilde Westen und hier drinnen ist es gemütlich“, sagte sie 2019, als wir sie in ihrem Reisebüro besuchten. Jetzt ist die Inhaberin des wohl bekanntesten Reisebüros in Deutschland im Alter von 61 Jahren gestorben.

Schon lange sei Maryam Komeyli krank gewesen, sagt Büroleiter Karim Adnane am Telefon. „Dennoch war sie jeden Tag vor Ort und hat das Büro weitergeführt. Hier war ihre zweite Heimat, wir waren wie eine kleine Familie.“

2004 hatte die kleine Frau mit dem ansteckenden Lachen das Büro auf Hamburgs sündiger Meile eröffnet. Sie arbeitete bereits an einem L’Tur-Counter am Flughafen und wollte mehr. Ihre Idee wurde zunächst müde belächelt. Doch Komeyli ließ nicht locker. Nach vielen Diskussionen erhielt sie schließlich von L‘Tur das Okay für den Umbau eines ehemaligen Sex-Shops.

Karim Adnane fing fünf Jahre später, 2009, in dem besonderen Reisebüro an. Er muss überlegen, als er gefragt wird, was wohl die außergewöhnlichste Geschichte in all den Jahren mit Maryam gewesen ist. „Da gab es so viele“, sagt er. „Vielleicht die, als ein Rapper seine Reise mit seinen Goldzähnen bezahlen wollte, die er in einem Taschentuch eingewickelt aus seiner Hosentasche holte. Wir haben so viel gelacht. Maryam könnte jetzt so einiges erzählen. Ich habe ihr Elefantengedächtnis immer bewundert“, sagt der 37-Jährige.

Tatsächlich sprudelte es aus der Reiseexpertin 2019 nur so heraus. Sie erzählte uns von einem Paar aus Schwerin, das abends im Internet ein besonderes Angebot entdeckt hatte und dessen Flieger am nächsten Morgen um sechs Uhr in Düsseldorf startete. Auf dem Weg dorthin stoppten sie an der Reeperbahn und holten die Tickets ab. Sie erzählte von einem Mann, der vor dem Counter ein Nickerchen hielt. Und von Urlaubern, die ihr Baby im Reisebüro vergaßen. Zahlreiche solcher Anekdoten veröffentlichte sie in einem Buch, lustige Geschichten, aber auch einige, die nachdenklich stimmen.

Für ihn sei fast jeder Tag besonders gewesen, sagt Karim Adnane. „Maryam hinterlässt eine große Lücke. Wie wir sie füllen werden, weiß ich noch nicht“, sagt er. Zum einen sei sie als Freundin, Chefin und Mentorin nicht zu ersetzen, zum anderen sei es unglaublich schwierig, Personal zu finden, fügt er hinzu.

Wann Maryam Komeyli beigesetzt wird, steht noch nicht fest. Dass es eine große Trauerfeier geben wird, hingegen schon. „Ich habe schon viele Anfragen von Kiez-Größen wie Carsten Marek erhalten, die sich gerne von ihrer Freundin verabschieden wollen. Wir werden sicherlich etwas Großes machen, etwas, worüber sich Maryam sicher gefreut hätte. Wir werden sie schrecklich vermissen.“

Ute Fiedler
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