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CFM Media: Das Mysterium Blockchain

Was ist Blockchain überhaupt und welche Chancen kann die neue Technologie dem Tourismus bieten? Das war eines der Themen des IT-Gipfels von CFM Media

Was ist Blockchain überhaupt und welche Chancen kann die neue Technologie dem Tourismus bieten? Das war eines der Themen des IT-Gipfels von CFM Media. Foto: mg

TUI, FTI und Bentour sind genauso dabei wie Lufthansa, Condor und Fraport. Und auch Technikanbieter wie Sabre, Traso und CFM Media sowie Dienstleister wie Passolution und A3M gehören zu den Wegbereitern von Blockchain in der Touristik.

Doch was ist Blockchain überhaupt und welche Chancen kann die neue Technologie dem Tourismus bieten? Das war eines der Themen des gestrigen IT-Gipfels von CFM Media im Kino „Turmpalast“ im hessischen Seligenstadt. Mit dabei waren rund 100 Touristikprofis von Veranstaltern, IT-Anbietern und Dienstleistern, darunter Uta Martens (Amadeus), Tom Dillon (A3M), Pascal Zahn (Olimar), Heiko Amenda (Midoco) und Mike Büttner (URV).

Touristik noch in den Blockchain-Kinderschuhen

Klar wurde bei den Vorträgen von Anke Hsu (Chain 4 Travel) und Michael Schmidt (Travel Commerce): Während Bitcoin die 2008 entwickelt dezentrale Web-Technik schon seit dem Start der Kryptowährung nutzt, steckt sie im Tourismus noch in den Kinderschuhen. Aber sie hat das Potenzial, Geschäftsmodelle zu vereinfachen, digitale Prozesse preiswerter zu machen und neue Wege zum Kunden zu ermöglichen – sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich.

Grundsätzlich ist Blockchain ein dezentrales Netzwerk, in dem die jeweiligen Teilnehmer direkt miteinander verbunden sind – im Gegensatz zu den heutigen hierarchischen Strukturen im Internet. „Blockchain ist eine völlig neue Welt“, zeigt sich Anke Hsu von Chain4Travel überzeugt.

„Camino“ soll die Touristik verändern

Diese Überzeugung braucht sie auch: Denn das Start-up von Peakwork-Gründer Ralf Usbeck arbeitet an einer speziell für die Touristik ausgerichteten Blockchaim namens Camino. Es soll ein dezentral organisiertes und sicheres Betriebssystem für die internationale Touristik werden.

Insgesamt 70 Partner hat Chain4Travel bislang gewonnen. Sie teilen sich die technische Infrastruktur und können ihre Produkte ohne Umwege ins Netz stellen. Angeschlossene Partner sind dann in der Lage, sich das rauszufischen, was für sie wichtig ist. Bezahlt werde mit „stabilen Kryptowährungen“, so Hsu während ihres Vortrages bei CFM Media.

Blockchain ist Web 3.0

Web 3.0 nennt sich das Ganze – und vieles (fast alles) funktioniert auch über das heutige Web 2.0 und zentrale Datenbanken. Der Unterschied: Über Blockchain könnte es Anke Hsu zufolge preiswerter, einfacherer und sicherer funktionieren.

Zudem seien neue Geschäftsmodelle und Umsatzquellen denkbar, ergänzte in Seligenstadt der frühere Peakwork-Manager Michael Schmidt. So biete Blockchain im Zusammenspiel mit Social Media die Möglichkeit, neue Kundengruppen sehr gezielt anzusprechen und unter anderem Restkapazitäten über „Tradable Rates“ zu vermarkten.

Alternativen zum „Umbuchungs- und Stornowahnsinn“

Zudem sieht Schmidt, der unter anderem für Traveltainment arbeitete und 2009 Co-Founder von Peakwork war, Möglichkeiten, mit der neuen Technik dem „Umbuchungs- und Stornowahnsinn“ zu begegnen. Die Idee: Tickets und Reise-Voucher von Kunden, die ihre Reise nicht antreten können, werden via Blockchain weitervermittelt.  

Aus Sicht von Michael Schmidt bietet Blockchain zudem die Chance, durch den dezentralen Ansatz die heutige Abhängigkeit von Internet-Giganten wie Google und Amazon zu reduzieren und das Internet „fairer“ zu machen. Das alles benötige allerdings seine Zeit. Die Entwicklung sei „ein Marathon und kein Sprint“, so der Partner und Gesellschafter der Agentur Travel Commerce.

Giata entwickelt Hotel-Infosystem

An einem von diversen Pilotprojekten in der Touristik arbeitet übrigens der Hotel-Content-Spezialist Giata: Er baut auf der Camino-Blockchain ein Hotelinformationssystem auf. Dabei werden Bilder und Hotelinfos als so genannte Token an eine Hotel-Wallet übertragen. In dieser liegt dann der gesamte Content des Hotels. Andere Dienstleister können ihren Content genau an diese Wallet senden, etwa Traffics Heliviews.

Claudia Beck: „Wahnsinnig spannend“

Giata-Managerin Claudia Beck jedenfalls zeigte sich in Seligenstadt euporisch: „Wahnsinnig spannend. Diese neue Technologie wird uns ganz neue Möglichkeiten eröffnen.“  

Dem konnte sich CFM Media-Chef Frank Müller nur anschließen. Für ihn löst sich das „Mysterium Blockchain“ so langsam: „Ich war zunächst ganz schön skeptisch. Aber inzwischen bin ich absolut glücklich darüber, dass wir uns Camino angeschlossen haben.“

Matthias Gürtler
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