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BTW: Politik muss Tourismus bei Nachhaltigkeit unterstützen

BTW-Gipfel: Präsident Sören Hartmann fordert die Branche auf, sich nachhaltiger aufzustellen

BTW-Gipfel: Präsident Sören Hartmann fordert die Branche auf, sich nachhaltiger aufzustellen. Foto: BTW

Auf dem 24. Tourismusgipfel des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) hat Präsident Sören Hartmann die Branche aufgefordert, „nachhaltiger, digitaler und an mancher Stelle auch transparenter zu werden“. Er mahnte bei dem Branchentreff am Montag in Berlin aber auch politische Unterstützung bei diesen Themen an.

„Es ist Zeit zu handeln. In unserem eigenen Interesse, im Interesse unserer Gäste und im Interesse der touristischen Destinationen“, betonte Hartmann vor allem mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. „Und wir müssen diese Aufgabe wirklich ernst nehmen. Feigenblätter sind zu wenig.“

Kritik an EU-Paket für klimafreundlicheres Fliegen

Zugleich forderte der BTW-Chef die Politik auf, Innovationen und Forschung voranzutreiben und zu fördern. Das gelte besonders für neue Antriebsformen und Treibstoffe. „Tourismus basiert auf Mobilität. Wenn es gelingt, die verschiedenen Formen der Mobilität nachhaltig zu betreiben, ist für unsere Branche viel gewonnen.“ Die Politik dürfe dabei aber nicht nur anderen Branchen Angebote machen: „Sie muss auch für uns Lösungen finden und anbieten!“

In diesem Zusammenhang kritisierte Sören Hartmann die jüngsten EU-Entscheidungen zum Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe. Diese führten in dieser Form „zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen“ zwischen EU- und Nicht-EU-Airlines. „Emissionen werden kaum verhindert, sondern einfach verlagert. Wenn Langstrecken künftig nur noch über Istanbul oder Dubai führen, statt über Frankfurt und Paris, hilft das nicht dem Klimaschutz“, so der BTW-Präsident.

Weitere Themen des Tourismusgipfels mit rund 350 Teilnehmern waren Digitalisierung und Personalmangel in der Branche. Hartmann forderte unter anderem „Bürokratieabbau als echtes Konjunkturprogramm“ sowie die Beibehaltung der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. In Sachen Personalmangel betonte Hartmann die Eigenverantwortung der Branche, sich als interessanter Arbeitgeber aufzustellen.

Neuer Klimafonds für Tourismus präsentiert

Auf dem Branchentreff im Hotel Adlon, auf dem unter anderem auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil redeten, wurde zudem der „Deutsche Klimafonds Tourismus“ (DKT) erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das vom BTW initiierte und von der Nationalen Klimaschutzinitiative des Wirtschaftsministeriums geförderte Projekt soll die deutsche Tourismusbranche fachlich und finanziell darin zu unterstützen, langfristig wirksame Treibhausgasreduktionen zu erreichen.

So wird in Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erstmals ein „Treibhausgasinventar“ für die Tourismuswirtschaft entwickelt, um die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu überprüfen. Mit dem DKT soll außerdem ein Finanzierungsmodell geschaffen werden, um solche Maßnahmen „aus der Branche für die Branche“ zu finanzieren.

Thomas Riebesehl