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Nachhaltigkeit: Die Hotellerie und ihre Zertifikate

Hotels in Deutschland können unter rund 60 unterschiedlichen Nachhaltigkeitszertifikaten wählen, wenn ihnen ein solches Label wichtig ist

Hotels in Deutschland können unter rund 60 unterschiedlichen Nachhaltigkeitszertifikaten wählen, wenn ihnen ein solches Label wichtig ist. Foto: olm26250/iStockphoto

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Hotellerie zu einem interessanten Geschäftsmodell geworden: Mehr als 60 Labels stehen Anbietern von Unterkünften allein in Deutschland zur Verfügung. Die Auswahl reicht dabei von relativ schwachen Zertifikaten mit geringen Auflagen bis hin zu umfangreichen und aufwändigen Zertifizierungen. 

Gerade letzteres scheuen vor allem mittelständische Hotels: Obwohl einige von ihnen sehr aktiv im Bereich Nachhaltigkeit sind, ist für sie der bürokratische Aufwand einer Zertifizierung zu groß.

„Umweltcheck“ als „finanzierbare Lösung“

Als spannendste Alternative hat sich für sie der Dehoga Umweltcheck erwiesen. Er ist zwar „nur“ an die relativ lockeren Auflagen des Zertifkatgebers Viabona gebunden, schafft aber dennoch eine gute und vergleichbare Basis, wenn es um nachhaltige Übernachtungsangebote geht.

Insgesamt sind beim „Umweltcheck“, den die Dehoga als „praktische und finanzierbare Lösung für den Mittelstand“ bezeichnet, rund 200 Hotels mit den Labels „Gold“, „Silber“ oder „Bronze“ zertifiziert. Wer dabei sein will, muss sich einer kritischen Überprüfung der Bereiche Energie- und Wasserverbrauch, Abfallaufkommen und Restmüll sowie Lebensmittel unterziehen.

Als Marktführer im Bereich der Nachhaltigkeitszertifikate sieht sich inzwischen Green Sign. Das Label konnte jüngst mit den Welcome Hotels und den Lindner Hotels namhafte Neuzugänge für sich gewinnen.

Insgesamt 23 Hotelmarken sind inzwischen bei Green Sign mit dabei, neben den bereits genannten unter anderem auch Ringhotels, Novum, Libertas, Azimut und die Classik Hotel Collection. Einer der Gründe für den Erfolg ist die Anerkennung durch den Global Sustainability Tourism Council (GSTC).

ESG-Kriterien als Grundlage für Nachhaltigkeit

Voraussetzung für das Zertifikat ist grundsätzlich ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept auf Basis der ESG-Kriterien. Das Kürzel steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Aufsichtsstrukturen) und ist auch die Basis für andere Zertfikate, darunter Green Key.

Diesem Label hat sich jüngst auch Leonardo angeschlossen. Die ESG-Grundlagen hatte Leonardo im Oktober 2022 geschaffen. Damals rückte die Hotelgruppe ihr „Bewusstsein für unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung“ mit einer 160 Punkte umfassenden Strategie „noch mehr in den Fokus des unternehmerischen Handelns“. In Bezug auf Green Key sind inzwischen 25 Leonardo-Hotels zertifiziert, bis Ende 2023 sollen alle 62 deutschen Häuser dabei sein.

Die Ferienhotellerie geht oft andere Wege. TUI verleiht unter anderem den TUI-Umweltcheck, der vor Jahren ein vergleichbar geringes Anforderungsprofil hatte, inzwischen aber deutlich mehr Inhalte einfordert und entsprechend an Reputation gewonnen hat.

Ketten wie Grecotel haben sich eigene hohe Nachhaltigkeitsstandards auferlegt, ohne sich einem Zertifkatgeber anzuschließen. Anders ist dies bei Iberostar: Die spanische Kette hat die Mehrheit der Häuser durch Earthcheck zertifiziert.

Das Label zählt laut Iberostar-Managerin Isabelle Dupre „zu den ambitioniertesten und strengsten Zertifikaten weltweit“. Darüber hinaus habe Iberostar einen großen Regelkatalog im Rahmen der eigenen „Agenda 2030“ und dem Projekt „Wave of Change“ aufgelegt.

Matthias Gürtler
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