Reisevertrieb

DRV-Kongress: Es geht um Preise, Mitarbeiter, Nachhaltigkeit

Die Tourismusbranche ist zurück in der Spur. „Und das aus eigener Kraft“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig zum Auftakt des DRV-Kongresses in Berlin

Die Tourismusbranche ist zurück in der Spur. „Und das aus eigener Kraft“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig zum Auftakt des DRV-Kongresses in Berlin. Foto: mg

Die Tourismusbranche ist zurück in der Spur. „Und das aus eigener Kraft.“ Mit dieser Botschaft beschrieb DRV-Präsident Norbert Fiebig in seiner heutigen Grundsatzrede zum Hauptstadtkongress des DRV die „grundsätzlich gute Stimmung der Branche“. Die werde aktuell allerdings vom „brutalen, terroristischen Angriff der Hamas auf Israel“ gedrückt. „Die wahllosen Tötungen und die Verschleppung hunderter Zivilisten machen uns alle – machen mich – mehr als nur betroffen und fassungslos“, sagte Fiebig vor rund 400 Teilnehmern im Berliner Titanic Hotel. Es falle schwer zur Tagesordnung überzugehen.

Preisentwicklung „als soziale Frage“

Bei der ging es dann um die zurückgekehrte Reiselust der Deutschen, um die herausfordernde wirtschaftliche Lage und die knappen Budgets vor allem bei Familien. Es gebe „immer mehr Menschen“, die sich den Sommerurlaub nicht mehr leisten könnten. „Das hat das Zeug zu einer sozialen Frage, wenn nicht alle aufpassen“, so Fiebig. Seine Forderung: „Urlaub muss auch für Durchschnittsverdiener weiter bezahlbar bleiben“, die Leistungsträger dürften „die Preisschraube“ nicht überdrehen.

Die Bundespolitik sieht Fiebig ebenfalls in der Pflicht und fordert: „Die Nachfrage muss stimuliert werden.“ Und dafür brauche es Entlastungen. „Insgesamt geht es darum, dass die Menschen mehr Geld für den Konsum in der Tasche haben.“

Pauschalreiserichtlinie: Keine neuen Auflagen

Ein drängendes Thema seien zudem die Pläne der EU-Kommission, der Branche „weitere Regelungen aufzuzwingen“. Das sei mit Blick auf die Pauschalreise völlig unnötig, weil bei dieser Reiseform „Schutz und Sicherheit schon sehr gut funktionieren“.

Unter dem Vorwand, etwas für die Reisenden tun zu wollen, drohe aus Brüssel eine weitere Verschärfung der Pflichten von Reiseveranstaltern und Reisemittlern. „Zusätzliche Auflagen kosten aber Geld und verteuern das Produkt Pauschalreise – und das macht es für die Reisenden unattraktiver“, warnte Fiebig.

„Gut gedacht, schlecht gemacht"

Eine Folge könnte sein, dass preissensible Kunden verstärkt auf vermeintlich günstigere, aber ungeschützte Bausteinprodukte setzten. „Sie stimmen also quasi mit dem Geldbeutel über den Verbraucherschutz ab“, warnte der DRV-Präsident.

Das eigentliche Ziel der EU werde damit ad absurdum geführt – ein klassisches Beispiel von „gut gedacht, aber schlecht gemacht“. Genau das gelte es zu verhindern, so Fiebig.

Dauerbrenner Fachkräftemangel

Eine Gefahr anderer Art sei für die Branche der anhaltende Fachkräftemangel. In den kommenden Jahren würden wesentlich mehr Beschäftigte aus dem Arbeitsleben ausscheiden als nachrücken, der Wettstreit mit anderen Branchen um die besten Talente werde weiter zunehmen. Fiebigs Vorschlag: Das gezielte Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland könne „zumindest in einigen Segmenten der Branche“ Entlastungen bringen.

Mit Blick auf die „besorgniserregende Ausbildungssituation“ müsse sich die Reisewirtschaft „selbst stärker in die Pflicht nehmen und wieder mehr ausbilden“, appellierte der DRV-Präsident. Zudem müsse die Ausbildung moderner werden. Denn die immer schnellere Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) führe gerade im Reisebüro zu neuen Herausforderungen und erhöhe den Anspruch der immer besser informierten Kunden.

„Mehrwert der Reisebüros sichern“

„Es gilt, den Mehrwehrwert des Reisebüros – die kompetente und professionelle Beratung – zu sichern. Und das geht nur mit qualifizierten, gut ausgebildeten Fachkräften“, betonte Fiebig. Die Branche müsse es schaffen, schon bei Schülern „auf dem Schirm zu sein“.

Die Chancen dafür seien gut: „Wir haben viel von dem zu bieten, was jungen Menschen heute wichtig ist“, sagte Fiebig und verwies unter anderem auf „Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Chance, ins Ausland zu gehen und die Welt kennenzulernen.“

Deutliche Worte für den Datenskandal von RTK und FTI

Den Datenskandal von RTK und FTI erwähnte Fiebig während seiner Grundsatzrede nur recht kurz, dafür aber prägnant: „Das war weit mehr als schlecht sowohl für die betroffenen Parteien als auch für die gesamte Branche.“ Aus Sicht des DRV-Präsidenten seien die Konsequenzen jedoch gezogen. „Der Vertrieb formiert sich neu – und ganz wichtig: Die Veranstalter stehen zum stationären Vertrieb, das ist ein gutes Zeichen“, so Fiebig während seiner Rede.

   
Matthias Gürtler