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FTI: Die WSF-Kredite sind vom Tisch

FTI-Zentrale in München: Der Einstieg von Certares wird vieles verändern. Foto: FTI

FTI-Zentrale in München: Der Einstieg von Certares wird vieles verändern. Foto: FTI

Bisher war vieles nur Spekulation und FTI-Investor Certares hält sich ohnehin mit Details zurück. Doch jetzt steht offiziell fest: FTI ist den teuren Kredit des so genannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von 595 Millionen Euro los. Die Schulden sind zwar nicht weg, aber sie liegen nun auf anderen Konten. Und damit sinkt die Zinslast gewaltig. 

Bestätigt wird das vom Bundesfinanzministerium. Wörtlich teilte es touristik aktuell auf Anfrage mit: Im Fall FTI habe der WSF „die ihm zustehenden Forderungen an das zukünftige Investorenkonsortium des Unternehmens veräußert. Durch die Maßnahme wird es zu Verlusten für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds kommen, deren konkrete Höhe sich aufgrund des laufenden Prozesses nicht abschließend beziffern lässt. Zu konkreten Einzelheiten der Maßnahme können wir uns mit Blick auf betroffene Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht äußern.“ 

WSF nimmt Verluste in Kauf

Insofern muss dann doch weiterspekuliert werden. Und da sieht es so aus, als hätte Certares gut verhandelt. Experten können sich durchaus vorstellen, dass die Investorengruppe Abschläge von 50 Prozent ausgehandelt hat. Teuer für den WSF, aber besser als nichts: Mit dem Entgegenkommen erhält der Staat die Gewissheit, dass es bei FTI weitergeht und die Kredite am Ende nicht sogar gänzlich verloren gehen.

Wie hoch die Zinsen sind, die FTI an den WSF gezahlt hat, kann nur geschätzt werden. Auf jeden Fall ist die Zahl sechsstellig. Welche Summen zusammenkommen, zeigte der Fall TUI: Der Marktführer nahm während der Pandemie beim  WSF Kredite von  fast 1,1 Milliarden Euro auf. Dafür wurden insgesamt 381 Millionen Euro Zinsen fällig, obwohl TUI schon 2022 den ersten Teil und im April 2023 den kompletten Kredit zurückzahlte.

Enge Bindung an Reisebüro-Vertrieb

Um so wichtiger ist für FTI die Entscheidung des Investors Certares, den teuren WSF-Kredit durch günstigere Darlehen zu ersetzen. Damit erhält FTI eine wirkliche Perspektive für die Zukunft. Wie die organisatorisch und inhaltlich aussieht und welche Akzente Certares dabei setzen wird, muss die Zukunft zeigen. An der engen Bindung zur Orascom-Gruppe dürfte sich dabei allerdings genauso wenig ändern wie an der Zusammenarbeit mit dem stationären Vertrieb. Der jedenfalls gehört seit Jahren fest zum Certares-Portfolio. Bekannteste Marke ist die französische Reisebüro-Kette Havas Yoyage.

Ute Fiedler, Matthias Gürtler