Verkehr

Nachtzüge: ÖBB führt „Nightjets“ ein

Wenn sich die Deutsche Bahn zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember aus dem Nachtzug-Geschäft zurückzieht, werden die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) den Verkehr nahtlos übernehmen – zumindest zum Teil. Mit insgesamt acht Deutschland-Verbindungen, davon vier mit Autozug-Waggons, führen die ÖBB etwa die Hälfte des bisherigen DB-Angebots fort.

Die blauroten „Nightjets“ der ÖBB werden auf folgenden Strecken unterwegs sein: von Hamburg und Berlin nach Zürich, von Hamburg und Düsseldorf über München nach Innsbruck, von München nach Venedig und Rom sowie von München nach Mailand. Außerdem geht es von Hamburg und Düsseldorf nach Wien. Insgesamt bedienen die Nightjets dann 15 Routen. Nicht mehr angeboten werden die bisherigen DB-Strecken von Köln nach Prag und Warschau sowie von Zürich und München nach Amsterdam. Die Kopenhagen-Strecke hatte die Bahn schon zuvor eingestellt.

Unterdessen verdoppelt die DB aber ihr Angebot an nachts fahrenden IC- und ICE-Zügen. Demnach kommen zu den vier bestehenden Nachtverbindungen ICE Dortmund–Frankfurt–München, IC Hamburg–Köln–Frankfurt, IC Hamburg–Kopenhagen und ICE Basel/München–Frankfurt–Hamburg (an Wochenenden) folgende IC-Strecken hinzu: Basel–Köln–Hamburg, Köln–Berlin–Binz, Berlin–Leipzig–Stuttgart–München und an Wochenenden Basel–Frankfurt–Hamburg. Hinzu kommen weitere nächtliche IC/ICE-Fahrten an den Wochenenden und in den Sommerferien sowie drei neue Fernverkehrsverbindungen in den Tagesrandzeiten.

Die ÖBB sieht im Nachtzug-Geschäft, das nach eigenen Angaben etwa 17 Prozent des Umsatzes ausmacht, noch Potenzial: Die neuen Verbindungen sollen aus dem Stand heraus Gewinn erwirtschaften. Man erwarte dadurch bis 2020 rund 1,8 Millionen zusätzliche Fahrgäste, heißt es. Bislang zählen die Nightjets etwa eine Million Passagiere im Jahr. Von der DB kauft die ÖBB 42 Schlaf- und 15 Liegewagen. Zudem sollen die eigenen Wagen modernisiert werden.

Buchungsstart für Fahrten ab 11. Dezember, also auch die neuen Nightjet-Strecken, ist der 18. Oktober. Prinzipiell sind die Strecken gemäß einer Vertriebsvereinbarung über die Bahn buchbar, aber den Agenturpartnern fehlen offenbar noch wichtige Infos, wie Helmut Lutz vom Berliner Bahn-Reisebüro „Kopfbahnhof“ anmerkt – zum Beispiel, ob es über das DB-System durchgängige Sparpreis-Tickets von allen deutschen Bahnhöfen geben wird.

Genau dies scheint aber Gegenstand von Verhandlungen zu sein: DB-Sparpreise ab allen deutschen Bahnhöfen seien „der Plan“, so ein ÖBB-Sprecher. Bis zum Buchungsstart soll der Vertrieb informiert werden.

Bahn-Vermittler Lutz traut den ÖBB einen langfristigen Erfolg durchaus zu. Er ist froh, dass Nachtzüge weiter rollen: „Es ist für uns ein wichtiger Baustein der Reisekette.“
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