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Kommentar: RTK muss aufklären – und zwar schnell

Foto: Makhbubakhon Ismatova/istockphoto

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Matthias Gürtler, Chefredakteur von touristik aktuell. Foto: ta

Matthias Gürtler, Chefredakteur von touristik aktuell. Foto: ta

Seit Ende Februar, spätestens seit Anfang März weiß die Geschäftsführung von RTK, dass ihre seit acht Jahren praktizierten Datenlieferungen an FTI an die Öffentlichkeit kommen. Die Weitergabe der Daten wurde daraufhin gestoppt, eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Doch was sonst in Burghausen passierte, ist nicht bekannt.

Kommunikativ zumindest ist bis auf das zaghafte Eingeständnis von Fehlern nahezu nichts passiert. Selbst wichtige Geschäftspartner, Mitgesellschafter und Joint-Venture-Unternehmen fischen nach wie vor im Trüben. Außer ein paar mündlichen Infos kam bislang nichts aus Burghausen. Die Partner erhielten weder einen Auszug aus dem Zwischenbericht der von RTK in Auftrag gegebenen Untersuchung durch die Kanzlei Hasche Sigle, noch gab es schriftliche Antworten der RTK-Geschäftsführung auf zumindest einige der vielen offenen Fragen.

Dabei könnte alles ganz einfach sein, wenn man denn ehrlich wäre in Burghausen: Wenn jemand weiß, welche Daten in welcher Form und welchem Umfang über acht Jahre hinweg kontinuierlich an FTI geflossen sind, dann ist es die Geschäftsführung von RTK. Auch FTI hüllt sich in Schweigen. Und nur München kann sagen, wie die Daten am Ende verwendet wurden.

Klar ist: Es gab bei RTK für die Datenweitergabe eine eigene Projektgruppe. Und: Mit dem Vorgehen sorgte RTK dafür, dass einem der Veranstalterpartner massive Wettbewerbsvorteile verschafft wurden.

Ob es dafür Geld von FTI gab oder die Anweisung aus Ägypten kam, ist (fast) unerheblich: RTK und FTI haben mit der Familie Sawiris den gleichen Mehrheitsgesellschafter – und FTI hat offenbar von RTK erhalten, was man haben wollte. Dem Vernehmen nach erst per E-Mail, später per FTP Server, zuletzt angeblich in einer Cloud.

Diese Erkenntnis lässt die Aussage von RTK, man sei „nicht mit der gebotenen Sorgfalt“ mit Daten umgegangen, hanebüchen erscheinen. Die Datenlieferung war vielmehr detailliert geplant und wurde bewusst durchgeführt. Offen ist, ob es sich um fehlendes Rechtsverständnis handelte oder ganz bewusst (auf welchem Druck auch immer) betrügerisch gearbeitet wurde. Letzteres muss die weitere Aufarbeitung zeigen.

Eines steht fest: Die oft zitierte „vertrauensvolle und faire Zusammenarbeit“ mit anderen Veranstaltern wurde von RTK mit Füßen getreten. Und gleichzeitig wurde das Vertrauen hunderter, wenn nicht gar tausender Reisebüros missbraucht.

Matthias Gürtler