Aufgrund der bislang zögerlichen Aufklärung des Datenskandals von RTK und FTI will der Reiseveranstalter Schauinsland-Reisen nun mit juristischer Unterstützung Informationen einfordern. „Wir haben viele Fragen gestellt, aber bislang nur wenige Antworten erhalten – und die auch nur in verbaler Form“, kritisiert Vertriebschef Detlef Schroer.
Seine Kritik richtet sich auch direkt an RTK-Chef Thomas Bösl. Seine bisherige Wortwahl, RTK sei „nicht mit der gebotenen Sorgfalt mit Daten umgegangen“, passe nicht zu der Tatsache, dass über acht Jahre hinweg kontinuierlich umfangreiche Daten an FTI und somit an einen direkten Konkurrenten anderer Veranstalterpartner von RTK gegangen seien.
Zudem steht die bisherige RTK-Kommunikation in Bezug zu dem vom Handelsblatt aufgedeckten Datenskandal aus Sicht von Schroer im Widerspruch zu der Ankündigung, die Vorwürfe vollumfänglich aufzuarbeiten und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen zu wollen.
Bislang nur mündliche Statements von RTK
Dem Schauinsland-Manager zufolge liegen dem Veranstalter und wichtigen Geschäftspartner von RTK bislang „nicht einmal Auszüge“ des Gutachtens der Kanzlei CMS Hasche Siegle vor. Die war im Zuge der Handelsblatt-Recherchen von RTK offenbar bereits Anfang März beauftragt worden, damit verbundene Vorgänge und Prozesse zu untersuchen.
Ein erster Zwischenbericht soll Insidern zufolge bereits Anfang April vorgelegen haben, ein weiterer Zwischenbericht folgte Mitte vergangener Woche. Er führte dann auch zu einer öffentlichen Mitteilung, in der RTK nicht nur „Fehler eingesteht“, sondern auch mitteilte, dass die Weitergabe von Reisebüro-Daten über acht Jahre hinweg erfolgte und sogar eine eigene Projektgruppe existierte. Sie stand offenbar unter Leitung von RTK-Geschäftsführer Lars Helmreich, der diese Position aufgrund der Vorwürfe aktuell ruhen lässt.
Dass es für wichtige Geschäftspartner von RTK bis auf die obige Veröffentlichung keine weiteren schriftlichen Details zu den Vorgängen gibt, sei für die Geschäftsführung von Schauinsland-Reisen sehr irritierend, so Detlef Schroer. Es werde eine nachhaltige Aufklärung versprochen, „aber was bislang passiert, ist diametral entgegengesetzt“, zeigt sich der Manager frustriert. Die gesamte Geschäftsführung von Schauinsland sei „sehr unzufrieden“ mit der bisherigen Form der Aufklärung und habe sich deshalb nunmehr entschieden, juristische Unterstützung zu suchen.
Frust auch bei TUI
Auch bei TUI könnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Geduldsfaden reißt: In Hannover wartet man seit Wochen auf ein Statement von FTI. Dieses wurde direkt nach dem Bekanntwerden des Datenskandals durch das Handelsblatt angefordert.
Die jahrelange, bis in Detail geplante und kompromisslos durchgeführte Datenlieferung von RTK an FTI ist für TUI doppelt brisant: Neben dem TTS-Joint-Venture mit RTK ist der Marktführer auch direkt an der Burghausener Kooperation beteiligt und damit neben der Familie Sawiris ein wichtiger Gesellschafter.