Verkehr

Ryanair: „Deutschland verliert Konnektivität und Verkehr“

Betreut für Ryanair seit Oktober 2022 den deutschen Markt: Annika Ledeboer. Foto: Ryanair

Betreut für Ryanair seit Oktober 2022 den deutschen Markt: Annika Ledeboer. Foto: Ryanair

Schon lange bemängelt Ryanair ungünstige Rahmenbedingungen für Billigflieger in Deutschland. Diese Kritik erneuert die neue Deutschland-Managerin Annika Ledeboer und warnt, dass dadurch der Luftfahrtstandort im europäischen Vergleich zunehmend ins Hintertreffen gerät.

Deutlich weniger Passagiere als vor Corona

Im Gespräch mit touristik aktuell untermauert das Ledeboer mit wenig berauschenden Ryanair-Zahlen für den hiesigen Markt. Zwar werde „es sicherlich ein starker Sommer werden“, weshalb Europas größter Low-Cost-Carrier über das Geschäftsjahr 2023/2024 gesehen mit rund 16 Millionen deutschen Passagiere rechne. „Das wären fast zwei Millionen mehr als 2022, aber immer noch fünf Millionen weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.“

Nach Auffassung der Ryanair-Managerin erhole sich Deutschland so langsam, „weil nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um die Verkehrserholung zu unterstützen“. Durch die im europäischen Vergleich sehr hohen Flughafengebühren und Luftverkehrssteuern bremse man „den Wettbewerb aus und verliert damit Chancen, Konnektivität und Verkehr – und damit letztlich Arbeitsplätze und Investitionen“, warnt Annika Ledeboer und ergänzt: „Auch die Verbraucher haben das Nachsehen: Die Auswahl schrumpft und die Preise steigen.“

Das wird auch an der für den Sommer geplanten Kapazität der irischen Airline deutlich. Ledeboer zufolge wird Ryanair mit rund zwölf Millionen Flugsitzen fast ein Drittel weniger anbieten als vor der Corona-Krise, auch ist die Zahl der hier stationierten Flotte von 51 Flugzeugen im Jahr 2019 auf nun 29 deutlich gesunken. „Da sticht Deutschland in unserem Netzwerk negativ heraus, denn ganz anders sieht es in Märkten wie Italien, Spanien und Polen aus.“

Wachstum an regionalen Airports

Dennoch unterstreicht die Ryanair-Vertreterin, dass Deutschland „ein wichtiger Markt mit hoher Nachfrage nach Punkt-zu-Punkt-Flügen“ bleibe. Zwar habe sich der Günstigflieger aus großen Flughäfen wie Frankfurt zurückgezogen, dafür finde momentan aber „signifikantes Wachstum“ an regionalen Airports wie Nürnberg, Karlsruhe/Baden-Baden oder Memmingen statt.

Das ausführliche Interview mit der seit vergangenem Herbst für Ryanair tätigen Jung-Managerin lesen Sie in der nächsten Ausgabe von touristik aktuell (ta 17-18/2023).

Thomas Riebesehl