Verkehr

NDC: Reisebüro fühlt sich wie „Beta-Tester“

Neue Welt im Flugvertrieb: NDC bietet viele Möglichkeiten, sie sind nach Ansicht vieler Reisebüros aber nicht ausgereift. Foto: fatido/istockphoto

Neue Welt im Flugvertrieb: NDC bietet viele Möglichkeiten, sie sind nach Ansicht vieler Reisebüros aber nicht ausgereift. Foto: fatido/istockphoto

Frank Brakebusch ist Inhaber der IATA-Agentur Cockpit Flug & Touristik Service in Bremen. Foto: Jörg Sarbach

Frank Brakebusch ist Inhaber der IATA-Agentur Cockpit Flug & Touristik Service in Bremen. Foto: Jörg Sarbach

Der neue IATA-Datenstandard NDC ist bei Airlines und inzwischen auch bei den GDS-Betreibern wie Amadeus und Sabre auf dem Vormarsch. Gleichzeitig reißen aber Klagen von Reisebüros über technische Defizite nicht ab. So setzt zum Beispiel Frank Brakebusch, Inhaber des Reisebüros Cockpit Flug & Touristik Service in Bremen, weiterhin auf die traditionellen GDS, wie er im Gespräch mit touristik aktuell betont. 

Technisch nach wie vor ausbaufähig

Zwar werde das Thema NDC auch am Counter immer wichtiger, „vor allem, weil endlich auch die GDS-Anbieter angefangen haben, NDC-Vertriebslösungen auf den Markt zu bringen“, sagt Brakebusch. „Dennoch generiert mein Reisebüro noch immer über 90 Prozent der Flugbuchungen über die altgedienten CRS.“

Grund sei, dass die Systeme, ob nun Direktanbindungen der Fluglinien oder die Plattformen der GDS, technisch noch nicht ausgereift seien. „Da hakt es nach wie vor an vielen Stellen, was uns Zeit und Nerven kostet“, kritisiert der erfahrene Flugticketverkäufer. „Wir kommen uns manchmal vor wie Tester von Beta-Versionen, die wir aber im realen Verkauf einsetzen sollen.“ Zudem gebe es, weil viele Airlines mit jeweils eigenen Systemen und Schnittstellen operierten, „ein buntes Durcheinander an NDC-Tools auf dem Markt“.

Unter anderem bemängelt Brakebusch, dass Umbuchungen im NDC-Vertrieb bei mehreren Fluggesellschaften nicht automatisiert funktionieren. Denn sein Reisebüro habe es oft mit kurzfristigen Umschreibungen zu tun, weil drei Viertel der Flug-Kunden Geschäftsreisende seien. „In solchen Fällen müssen wir dann tatsächlich die Service-Hotline anrufen. Das ist der Stand von 1990 und peinlich gegenüber den Kunden“, ärgert sich der Reisebüro-Chef.

Firmenkunden zahlen GDS-Aufpreis

Also greift das Bremer Reisebüro dann doch meist wieder auf die bewährten GDS zurück. Höhere Ticketpreise wegen der von vielen Airlines erhobenen GDS-Gebühr nähmen insbesondere die Firmenkunden in Kauf, sagt Brakebusch. „Die erwarten eine schnelle und professionelle Abwicklung. Dafür sind sie bereit, mehr zu zahlen.“

Das ausführliche Interview können Sie im Themenschwerpunkt Airlines in der aktuellen Ausgabe von touristik aktuell (ta 25-26/2023) lesen. Diese ist auch als E-Paper erhältlich.

Thomas Riebesehl