Verkehr

DB: Elf Prozent für gute Büros – Kritik vom DRV

Stellen die Weichen für das Provisionsmodell der nächsten Jahre: DB-Manager Jürgen Büchy (links) und Mathias Hüske. Foto: mg

Mit ihrem neuen Provisionsmodell hat sich die Deutsche Bahn von Überlegungen verabschiedet, analog zum Flugverkehr die Vergütung für Reisebüros abzuschaffen. Profitieren werden davon aber nur verkaufsstarke DB-Agenturen, die auf bis zu elf Prozent Provision kommen können, während die Grundprovision bei zahlreichen Leisure-Büros sinken wird. Der DRV befürchtet, dass sich somit die Vergütung ab 2011 für mehr als zwei Drittel der Bahn-Reisebüros verschlechtern wird.

Bei der Vorstellung des neuen Vergütungssystems, das ab kommendem Jahr gültig sein soll, unterstrich DB-Vertriebschef Jürgen Büchy: „Stationäre Reisebüros sind und bleiben eine wichtige Vertriebssäule. Unser Ziel ist es, mit ihnen gemeinsam zusätzliche Umsätze zu erwirtschaften.“ Mehr Geld als bisher hat er für den Reisebüro-Vertrieb aber nicht zu Verfügung.

Dennoch kann er erstmals in seiner Zeit als Bahn-Manager eine Provisionserhöhung verkünden – zumindest für Teile seiner Vertriebspartner: Reisebüros, die ein großes Umsatzpotenzial und schon jetzt mehr als monatlich 20.000 Euro DB-Umsatz haben, werden künftig als „Premiumagenturen“ gelistet und erhalten im nächsten Jahr elf Prozent Provision statt bisher 8,5 Prozent. Beteiligen sie sich 2011 an Marketing-Aktionen, Schulungen und bestehen Qualitätskontrollen mit der Schulnote 2,4 und besser, werden ihnen auch 2012 die elf Prozent gezahlt. Büchy schätzt die Zahl dieser Agenturen auf 190 Büros.

So genannte Profipartner erhalten vom nächsten Jahr an bis zu 9,5 Prozent Provision. Dabei handelt es sich um Büros, die nach Analysen der Gesellschaft für Konsumforschung im Vergleich zu den Premiumagenturen weniger Potenzial haben, ihren Umsatz massiv zu steigern. Auch sie müssen bestimmte Maßnahmen durchführen, die Ansprüche sind jedoch nicht so hoch wie bei den Premiumpartnern. Setzen sie weniger als 7.000 Euro pro Monat für Bahnprodukte um, erhalten sie sechs Prozent Provision. Den Status als Profipartner werden voraussichtlich rund 380 Reisebüros erhalten.

Verlierer des neuen Modells sind die „Basisagenturen“, deren Zahl Büchy mit rund 1.000 angibt. Sie erhalten aufgrund geringer Möglichkeiten, ihre Umsätze zu steigern, künftig zwischen 3,5 und 7 Prozent Provision – bislang sind es im Schnitt 6 Prozent. In diesem Segment rechnet Büchy durchaus damit, dass einige Agenturen abspringen. Bahnhofsagenturen erhalten künftig eine Provision zwischen 7 und 9,5 Prozent. Die genauen Details, in welchem Segment das eigene Büro eingeteilt wird, sollen die Agenturen Mitte Mai erhalten.

Die Kritik vom DRV-Bahnausschuss ließ nicht lange auf sich warten. „Nur noch wenige DB-Agenturen werden nach diesen Plänen eine auskömmliche Vergütung erhalten“, bemängelte Gremiumsvorsitzender Hans Doldi. Aber auch Kunden außerhalb der Ballungszentren gehörten zu den Verlierern des neuen Vergütungssystems, da zu befürchten sei, dass viele Reisebüros ihre DB-Lizenz nicht mehr verlängerten. Damit könnte es etwa auf dem Land künftig viel weniger Agenturen geben, die Fahrkarten verkaufen, so Doldi.