Berufe in der Touristik

Teil 16 – Reisebüro-Mitarbeiter am Flughafen: Mark Thaler

Mark Thaler können auch knifflige Kundenwünsche nicht aus der Ruhe bringen

Mark Thaler können auch knifflige Kundenwünsche nicht aus der Ruhe bringen. Foto: Fraport

Mark Thaler ist stellvertretender Leiter des Fraport-Reisebüros am Frankfurter Flughafen. Um es vorweg zu nehmen: Der Job von Mark Thaler ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Täglich muss sich der Reiseverkäufer in Frankfurt Klagen über Flugverspätungen anhören und erklären, dass er nicht am Neckermann- oder Tax-Refund-Schalter arbeitet, sondern im Fraport-eigenen Flughafen-Reisebüro, einer Neckermann-Partner-Agentur. Dieses liegt auf der Abflugebene in Terminal 1 und somit mitten im Zentrum des Geschehens. Und da gehe es „värri internäschenäl“ zu, scherzt der Hesse.

Thalers Tagesgeschäft wird von Laufkundschaft aus aller Welt bestimmt. Meist brauchen sie Flüge, oft für den gleichen oder den nächsten Tag. „Die einen haben ihren Flug verpasst oder ungültige Ausweispapiere, bei anderen ist die Oma in Novosibirsk gestorben“, sagt Thaler. Täglich erledigt er auch fehlende Visa-Registrierungen, ohne die man beispielsweise nicht nach Australien einchecken kann.

Zur Schnelligkeit des Geschäfts gesellen sich Herausforderungen, wie etwa Sprachbarrieren. Auf Englisch, Spanisch oder Französisch komme er klar, sagt Thaler. Doch manchmal klappt die Kommunikation nur mit Händen, Stift und Papier. Auch kulturell gibt es Besonderheiten: „Manche Kunden möchten nicht von Frauen bedient werden und warten auf den einzigen Mann im Verkauf“, so Thaler. Für ihn liegt darin der Reiz: Er lernt Menschen, Kulturen und Ziele rund um den Globus kennen – und bekommt oft viel erzählt.

Manchmal allerdings auch Märchen. Etwa von einem Kunden, der angeblich gestrandet war und ein Ticket brauchte. Wenn dann gleich „der Bruder anrufen und die Kreditkartendaten durchgeben will“, ist Thaler bereits alarmiert. Sogar Falschgeld wurde ihm schon untergejubelt. „Alles was man so hört“, sagt der Reiseprofi, „wir erleben es hier.“ Er lässt sich daher grundsätzlich nichts mailen oder faxen und hört auf sein Bauchgefühl: „Bei einem schlechten Gefühl sage ich nein.“

Etliche Gäste stranden allerdings tatsächlich am Flughafen. Thaler wundert sich immer wieder über die vielen gefälschten Internet-Buchungen. Erst kürzlich musste er drei Brasilianern helfen. Deren professionell aussehendes Internet-Ticket war nie ausgestellt worden.

Das Flughafen-Reisebüro hat 365 Tage im Jahr geöffnet. An drei von vier Wochenenden trifft man Thaler dort. „Ich genieße die freien Tage unter der Woche“, sagt er. Für den Verkauf am Flughafen müsse man extrovertiert sein, Spaß an der Herausforderung und am Umgang mit Menschen haben, so Thaler. Er selbst lernte die Branche während seines Archäologie-Studiums kennen, als er am Flughafen jobbte.

Über die Jahre hat Thaler, mittlerweile stellvertretender Büroleiter, auch eine Stammkundschaft im Pauschalreise-Segment aufgebaut. „Es gibt Leute, die möchten in völlig abgefahrene Länder“, sagt er, „wenn die merken, dass wir uns auskennen, kommen sie immer wieder.“

Jürgen Baltes

Tolle Job-Aussichten
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